Kloster Saarn
Der Ordo Cisterciensis, der Orden der Zisterzienser, wurde 1098 in Citeaux in Frankreich gegründet. Das Ziel des federführenden Abtes Robert und seiner Gruppe Benediktinermönche war es, streng nach den von Benedikt von Nursias aufgestellten Ordensregeln zu leben.
Für ihre Begriffe hatten die Benediktiner im Mutterkloster von Cluny ein zu großes Vermögen und zu großen Einfluss in Kirche und Staat erworben. Die eigentlichen Ideale des mönchischen Lebens, eine einfache Lebensführung und von der eigenen Arbeit zu leben, schien ihnen verloren gegangen zu sein.
Der neue Orden sollte wieder strenger nach den Benediktinerregeln leben, unter anderem strenge Askese, viel Arbeit, keine Verpachtung von Ländereien. Mit dieser Abkehr von weltlichen Gütern und der Besinnung auf ein geistliches Leben war der Zisterzienserorden eine der ersten „Armutsbewegungen“ im Mittelalter.
Kloster Saarn/ SüdostflügelBereits im 12. Jahrhundert war der Orden der Zisterzienser einer der einflussreichsten Orden in der katholischen Kirche und weitete sich aus. 1123 wurde dann auch in Kamp, heute ein Ortsteil von Kamp-Lintfort, das erste Zisterzienserkloster in Deutschland gegründet.
Die Macht, der wachsende Reichtum und die Ausdehnung führte allerdings auch bei den Zisterziensern im laufe der Zeit dazu, dass sie sich, wie sie es bei den Benediktienern bemängelt hatten, von den Idealen wie Askese und dem Verzicht auf weltliche Güter entfernten.
Einen weiblichen Zweig der Zisterzienser zu gründen wurde vom Orden zunächst abgelehnt. 1120 wurde dann aber doch das erste Frauenkloster im heutigen Tart-l´Abbage, in Frankreich, gegründet.
1214 wurde in Saarn erste zu Kamp gehörende Zisterzienserinnenkloster gegründet. Durch Schenkungen umliegender Adeliger gewann das Kloster an Besitz und Einfluss, was zu bestimmten Ordensprivilegien führte. So wurde dem Kloster 1223 der besondere Schutz des Papstes und die Freistellung von Einflussnahme durch die weltliche und kirchliche Obrigkeit zugesprochen. Dadurch war es den Nonnen des Klosters Saarn auch möglich. in Duissern, bei Duisburg, und in Sterkrade weitere Klöster zu gründen.
Kloster Saarn/ SüdflügelAuch im Kloster Saarn führte der wirtschaftliche Aufschwung im 15. Jahrhundert zu einer Abkehr von den eigentlichen Idealen und zu einem Verfall der Disziplin. Darunter litten letztlich auch die wirtschaftlichen Verhältnisse.
Um die Kosten für notwendig gewordene, umfangreiche Renovierungen der Gebäude zu decken, mussten schließlich silberne Stücke aus dem Klosterbestand verkauft werden. Stürmische Zeiten folgten.
Die Lehren der Reformation erreichten Mülheim und den Konvent in Saarn. Der Landesherr blieb katholisch, die Herren zu Broich wechselten zum Protestantismus. Niederländische und spanische Truppen fielen in den Landstrich ein und der Krieg um die Religion verschonte auch Mülheim nicht. Der Konvent in Saarn blieb aber glücklicherweise weitestgehend verschont von den Kriegswirren.
Im 17. Jahrhundert waren interne Probleme vorherrschend und die Kirche sah sich gezwungen, den Konvent unter eine neue Führung zu stellen und umzustrukturieren, um sich so wieder stärker an den eigentlichen Idealen des Zisterzienserordens zu orientieren.
Als 1803 die Kirche mit dem Reichsdeputationshauptschluss sehr viel an Macht und vor allem an Besitz verlor, betraf dies auch das Kloster Saarn. 1808 verließen die letzten Ordensfrauen das Kloster, welches mit allen dazugehörigen Gebäuden und Ländereien verstaatlicht wurde.
Die folgende Geschichte des Kloster Saarns war sehr wechselhaft: eine Tapetenfabrik belegte Teile der Gebäude. Die Klosterkirche wurde zur Pfarrkirche und als solche ausgebaut und mit einem Turm versehen. Die Familie Thyssen kaufte die Klostergebäude. Ein Brand vernichtete die von der Tapetenfabrik belegen Gebäude, an deren Stelle dann der Ruhrübergang für die B1 gebaut wurde. Die vom Brand verschonten Gebäude wurden der Stadt Mülheim überlassen, um dort Wohnungen einzurichten.
Ab 1950 begann die Restaurierung und Neugestaltung der klösterlichen Gebäude und Anlagen. Der Hauptteil der Arbeiten fand zwischen 1979 und 1989 statt.
Kloster Saarn/ Luftaufnahme 1974Seit 2008 gibt es in den Gebäuden das Klostermuseum, das die Geschichte des Klosters Saarn dokumentiert und darstellt.
Quellen:
- www.stadtarchiv-mh.de
- Brockhaus Enzyklopädie, Mannheim: Brockhaus Verlag 1989
- www.heiligenlexikon.de
- www.zum.de
- Eberl, Immo: „Die Zisterzienser“, Thorbecke 2007
- Fischer, Hans: „Das Zisterzienserinnenkloster in Saarn“, Edition Werry, 1981