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Am Rathaus
45468 Mülheim an der Ruhr

Die Freilichtbühne

An der Stelle, an der sich heute die Freilichtbühne und der dazugehörige Park befinden, wurde im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts ein Steinbruch errichtet. Lange Zeit wurde dort Stein abgebaut und auf diese Weise ein Großteil der charakteristischen Kulisse geschaffen, die wir heute dort vorfinden.

Als die Zeit des Steinebrechens an dieser Stelle vorbei war, lag das Areal zerklüftet und ungenutzt direkt neben dem Kirchenhügel. Anfang der 30er-Jahre des letzten Jahrhunderts kam dann die Idee auf dieses Gebiet als Müllkippe zu nutzen.

Freilichtbühne um 1935Freilichtbühne um 1935

Dem damaligen Gartenamtsdirektor Mülheims, Fritz Keßler, schwebte jedoch eine ganz andere Form der Nutzung vor: Er wollte an dieser Stelle einen Park schaffen. Dieses Projekt drohte aber angesichts der knappen Finanzlage der Stadt zu scheitern. Es herrschte die Wirtschaftskrise und durch eine Maßnahme, durch die Arbeitslose beschäftigt werden sollten, konnte mit dem Bau schließlich doch begonnen werden, als u.a. ein „freiwilliger Arbeitsdienst“ zum Einsatz kam.

1933 stoppte der Bau der geplanten Anlage und nur an einigen Teilen der Parkanlage konnte Keßler die Wiederaufnahme des Projektes durchsetzen. Sach- und Geldspenden verschiedener Unternehmen ermöglichten schließlich die Fertigstellung der Grünanlage und der Freilichtbühne im Jahre 1936.

In der dann kommenden Zeit wurde das Areal und gerade die Bühne selbst von den Nationalsozialisten für Veranstaltungen und Aufmärsche genutzt, bevor der Krieg auch noch seine Spuren hinterließ. So wurde der Bunker im unteren Bühnenbereich in dieser Zeit gebaut, die Sitzbänke wurden in der vorherrschenden Not von der Bevölkerung verheizt.

Nach dem Krieg wurden die Schäden nach und nach beseitigt und die Freilichtbühne wieder aufgebaut. Erst waren es vor allem sportliche Wettkämpfe die dort stattfanden, wie die vom Jugendamt veranstalteten Jugendfestspiele oder Boxkämpfe. Ebenso lud man auch zu Volkstänzen, Laienspielen oder Singabenden ein.

Freilichtbühne – Boxkampf/ NachkriegszeitFreilichtbühne – Boxkampf/ Nachkriegszeit

Eine zweite Eröffnung feierte die Freilichtbühne dann 1954, als mit der Oper „Carmen“ wieder die erste richtige Theateraufführung stattfand. Hierauf folgten einige Jahre in denen die Bühne als Spielort für Theaterstücke, Opern und Operetten sehr stark genutzt wurde, teils mit sehr aufwendiger Kulisse.

Da Open-Air-Veranstaltungen aber auch immer stark vom Wetter abhängig sind wurden dann solche Inszenierungen immer mehr an wettersichere Orte wie die 1957 wiederaufgebaute Stadthalle verlegt.

Freilichtbühne um 1955Freilichtbühne um 1955

Es wurde wieder ruhig um die Freilichtbühne, bis dort 1971 Karl-May- Festspiel stattfanden. Dieses Ereignis lockte in der Zeit vom 25.Juni bis zum 31.Juli fast 40.000 Zuschauer an, mehr als ein Drittel davon aus anderen Städten. Zeitungen aus ganz Deutschland und das Radio berichtete darüber.

Leider gab es keine weiter Auflage dieses Spektakels und die Bühne wurde in der Folgezeit nur sporadisch genutzt. 1975 ließ der Verkehrsverein einen „fröhlichen Ferienausklang“ zum Ende der Sommerferien dort stattfinden und wiederholte dies im Folgejahr. Mit Musik, Diashow und Feuerwerk wurden die freie Zeit und der Sommer verabschiedet.

Einige Jahre fand auch am letzten Schultag in der Freilichtbühne das „Schools out“ statt, ein Konzert in dem vorwiegend Mülheimer Bands führ die Mülheimer Jugend spielten.
1984 wurde die Freilichtbühne, diesmal über Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, renoviert.
1992 fand dann das letzte vom Jugendamt organisierte „Schools out“ statt, die einzige Veranstaltung, die dort seit Jahren überhaupt noch stattfand.

Als neuen Versuch, die Anlage zu nutzen, wurde im Jahr 1996 dort ein Open-Air-Kino aufgebaut und dies in den Folgejahren wiederholt, bei gutem Wetter auch mit viel Anklang in der Bevölkerung.

Das WoDo-Puppenspiel erweckte in der schönen Kulisse Märchen zum Leben, Chöre traten auf und andere Veranstaltungen lockten Besucher in die Freilichtbühne. Im Jahre 2000 wurde Verein „Freunde der Europa-Freilichtbühne Mülheim" gegründet und belebte das Areal mit vielen Veranstaltung aus dem Bereichen der Musik, Comedy, Theater und Musical.

2004 wurde der Verein „Regler-Produktion“ gegründet, der in der Freilichtbühne musikalische Events organisierte und bis heute mit der Mittwochsreihe bespielt, seit 2014, nach der Auflösung der „Freunde der Europa-Freilichtbühne Mülheim" alleine.

Quellen: